Maschinenpflüge [2]

[422] Maschinenpflüge (vgl. Ergbd. I, S. 512). Als Neuerungen sind anzuführen:

Bussard-Kraftpflug wird der drei- bis vierscharige Motorpflug der Bussard-Motorpfluggesellschaft m. b. H. in Hannover genannt. Gebaut wird dieser Kraftpflug von A.G. Starke & Hoffmann in Hirschberg in Schießen und von G. & F. Kaminski in Hameln a. d. Wes. Derselbe gehört zum halbstarren System, da die Pflugkörper am Hinterteil des Gestellrahmens angebracht sind und dieses maschinell aber unabhängig vom Vorderteil, parallel zu diesem und zum Erdboden auf und. ab bewegt wird (s. Fig. 1, 1a und 1b). Das Heben und Senken des Hinterteils geschieht durch den Motor. Der Mechanismus ist der Einfachheit halber in einem Getriebe am Hauptrahmen untergebracht und wird vom Führersitz aus durch einen Hebel in Tätigkeit gesetzt. Löst man den Hebel, sobald das Hinterteil in die bestimmte Stellung, welche durch den Tiefenanzeiger angezeigt wird, gelangt ist, so bleibt es in dieser. Beim Heben und Senken wird etwaigen Brüchen dadurch vorgebeugt, daß sich die Hebevorrichtung in der obersten und untersten Lage des Hinterteils selbständig ausschaltet. Die Greiser des Bussard-Motorpfluges sind auf beiden Seiten des Triebrades angebracht und durch einen Steg verbunden, so daß jeder Greiser ein Stück bildet. Wie Fig. 2 zeigt, kann in einfachster Weise durch Umstecken eines Bolzens der Greiser von der Ruhestellung in die Arbeitsstellung und umgekehrt gebracht werden. Die Scharkörper sind am Hinterteil des Rahmens federnd angeordnet (Fig. 3). Wenn der Scharkörper auf ein Hindernis trifft, schwingt er zurück und hebt sich dabei gleichzeitig, was durch Eingriff eines Zahnbogens am Scharstiel in eine Zahnstange am Pflugrahmen erreicht worden ist. Fig. 4 zeigt den Bussard-Motorpflug bei der Arbeit mit herausgestellten Greifern an den Triebrädern.

Der Meindl-Motorpflug ist ein nach seinem Erfinder Josef Meindl in Linz benannter kleiner Motorpflug. Derselbe hat nur ein bis drei Scharkörper und einen Oelmotor mit einer Leistung von 12 bis 14 PS. Es ist der zurzeit gebaute kleinste Motorpflug. Sein Vorbild mag ein ebenso kleiner[422] englischer Motorpflug der Firma John Fowler in Leeds gewesen sein, welcher 1914 auf der Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft zu Hannover in Deutschland zum ersten Male zu sehen war (vgl. Benno Martiny, Die Motorpflüge, 1. Bd., S. 200). Der Meindl-Motorpflug soll bei zehnstündiger Arbeitszeit je nach der Anzahl der Pflugschare und je nach Furchentiefe und Bodenbeschaffenheit etwa ein bis zwei Hektar leisten. Unter dem Namen Körtings Motorpflug »Grador« wird der Meindl-Pflug von der Oesterreichischen Maschinenbau-A.-G. »Körting« in Wien und von Gebr. Körting, A.-G. in Hannover-Körtingsdorf, gebaut.

Der Podeus-Motorpflug ist eine eigenartige Ausführung eines Motorpfluges von der Firma Paul Heinrich Podeus in Wismar i. M. Seine Bauart erinnert in ihrer Fortbewegung an die durch den Krieg bekannt gewordenen Tanks. Man nennt diesen Motorpflug wegen dieser tankartigen Fortbewegung einen »Raupenschlepper«. Derselbe ist eine Nachbildung des amerikanischen »Holt Caterpillar Tractor« der Holt Caterpillar-Company in Peoria-Illinois, U.S.A. Die Ausführungsform wird von verschiedenen anderen Firmen ebenfalls gebaut, so von der Firma A. Büssing in Braunschweig, Maschinen- und Handelsgesellschaft m. b. H. (Delma) in Berlin W 35, und von »Atlas«, Maschinenfabrik in Rostock i. M. Diese Pflüge gehören alle in das System der Schlepper.

Der Podeus-Raupenschlepper besteht aus einem Rahmen mit Rollwagen und Querträgern, aus den Rollen wagen mit Kardanaufhängung, aus der Raupenkette mit Antriebs- und Leiträdern, dem Getriebe mit Steuerung und Schalung und aus dem Motor mit Kühlung. Der Motor, staubdicht eingekapselt, leistet mit vier Zylindern bei 700÷800 minutlichen Umdrehungen etwa 35÷40 PS. Als Brennstoff kann neben Benzol auch Benzin, Schwerbenzin und Benzolspiritus zur Verwendung gelangen. Der Brennstoffverbrauch wird mit etwa 5 kg, der Oelverbrauch mit etwa 0,25 kg für den Morgen gepflügten Bodens bei 10÷12 Zoll Tiefe angegeben. Das Getriebe hat drei Vorwärtsgänge und einen Rückwärtsgang. Das Gewicht des Raupenschleppers beträgt etwa 4300 kg. Die drei Geschwindigkeiten sind 2,1 km, 3,85 und 5,8 km in der Stunde. Die Zugkraft auf ebenem Boden wird mit 20000 kg angegeben.

Scheffeldt-Motorpflug. Derselbe gehört zu dem sogenannten unstarren System der Motorpflüge, d.h. die Pflugkörper sind mit dem Antriebsmotor zu einem festen Ganzen vereinigt. In Fig. 5 ist der Motorpflug in Aufriß und Grundriß dargestellt. Der vollständig eingekapselte Motor ist vierzylindrig und leistet 55 PS. im Dauerbetrieb. Die Zündung ist eine magnet-elektrische Hochspannungszündung mit Anlaßmagnet. Zur Kühlung des Motors dient ein reichlich bemessener Wasserkühler (Autokühler) und ein unter der Motorhaube angebrachter Ventilator. Der Motor ist nach Art der Tragpflüge auf einem gemeinschaftlichen starren Pflugrahmen in der Nähe der Triebräder eingebaut. Mittels einer Reibungskupplung wird die Motorkraft auf das Getriebe übertragen; letzteres besteht aus Wechsel- und Differentialrädern, wodurch eine Motorgeschwindigkeit von 4 bis 5 km/Stde. zum Vor- und Rückwärtsfahren erzielt w rd. Bei der Bauart mit zwei Geschwindigkeiten beträgt die Geschwindigkeit in der zweiten Stufe etwa 2,1 km/Stde. Bei dem 55-PS-Motorpflug mit zwei Geschwindigkeiten ist eine besondere Feder anordnung vorgesehen, welche bewirken soll, daß alle harten Stöße, welche sich auf die Triebräder übertragen, aufgefangen werden. Hierdurch sollen Erschütterungen möglichst verringert und die Lebensdauer des Motors erhöht werden. Die Triebräder haben einen Durchmesser von 1,5 bezw. 1,85 m und eine Breite von 250 mm. Auf dem Radreifen sitzen stark befestigte Greiser, ebenso ist der Radkranz mit Gleitschutz versehen. Die Pflugtiefe wird durch Heben und Senken der Triebräder, welche unabhängig voneinander, wie auch das Laufrad (Lenkrad), eingestellt werden können, bewerkstelligt. Hierbei ist besonders hervorzuheben, daß der Pflugrahmen mit Motor stets in jeder Richtung parallel zu dem zu bearbeitenden Felde gestellt werden kann. (D.R.P. Nr. 297322.)[423]

Das Laufrad ist zwischen dem vorletzten und letzten Pflugkörper angeordnet (D.R.P. Nr. 301091), so daß die Furchensohle des vorletzten Schares, auf welchem das Laufrad geht, erst hinter diesem durch die Wirkung des letzten Schares mit Erde zugeworfen wird. Hierdurch wird erzielt, daß das Laufrad, weil es auf der Furchensohle geht, einen gleichmäßig festen Boden hat und dadurch die gewünschte Furchentiefe genau eingehalten werden kann. Als Betriebsstoff lassen sich alle für Verbrennungsmotoren bekannten Brennstoffe verwenden. – Zum Schälen wird der Pflug flach eingeteilt, wodurch sich infolge der geringen Arbeitstiefe durch den schnelleren Gang des Pfluges seine Leistung erhöhen läßt. Außerdem besitzt der Pflug eine seitliche Anhängevorrichtung, um beim Schälen noch einen Zwei- bis Dreischarpflug anhängen zu können; hierdurch wird die Arbeitsbreite erheblich vergrößert. Es lassen sich auch leicht andere Geräte, wie Kultivatoren, Eggen, Rübenheber und dergleichen, anbringen, ebenso dient der Motorpflug als Zugmaschine für Getreidemähmaschinen und dergleichen. Die Leistung des Scheffeldt-Motorpflugs wird von der Fabrik mit etwa 12÷16 Morgen täglich angegeben, jedoch kann diese Arbeitsleistung unter günstigen Verhältnissen noch überschritten werden. Die Arbeitsbreite beträgt beim Pflügen mit vier Scharen etwa 1,2 m, beim Schälen mit lieben Scharen 1,8 m. Als Verkaufspreis wird mitgeteilt, daß der 55-PS-Scheffeldt-Motorpflug mit einer Vorwärts- und einer Rückwärtsgeschwindigkeit, Gesamtgewicht etwa 3800 kg 37500 ℳ beträgt. Der Motorpflug wird gebaut von der Maschinenfabrik Scheffeldt, G.m.b.H. in Coburg.


Literatur: Otto Barsch, Motorpflüge, Bd. 1 u. II, Berlin 1918. – Benno Martiny, Die Motorpflüge, Teil I u. II, Berlin 1917. – Ders., Prüfung von Motorpflügen, Berlin 1912. – Gustav Fischer, Hauptprüfung der Motorpflüge 1913, Berlin 1914, Arbeiten der D.L.-G., Heft 260. – Fritz Brutschke, Das Motorpflügen, Deutsche Tageszeitung, Berlin 1913. – Zeitschr. f. Landw. Maschinenbau (Eisener), Berlin 1919, S. 200.

A. Nachtweh.

Fig. 1., Fig. 1a., Fig. 1b.
Fig. 1., Fig. 1a., Fig. 1b.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 4.
Fig. 5.
Fig. 5.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 422-424.
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Faksimiles:
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